Warm-up

Bei meinen Veranstaltungen lege ich sehr viel Wert auf den Opener in Form von interaktiven Spielen. Mein Ziel dabei ist es, dass nicht nur ich, sondern alle untereinander sich besser Kennenlernen und sich Öffnen. Es ist für mich die Basis für einen erfolgreichen Austausch während der Veranstaltung. Mit einem guten Warm-up kommt jedes Meeting in einen guten Flow.

Auch die dahinterstehenden pädagogischen Ziele zeigen die Wichtigkeit von dieser Phase:

  • Name kennen lernen
  • Gemeinsame Interessen
  • Gruppengefühl entwickeln
  • Teilnehmer einstimmen und ankommen lassen
  • Hemmschwellen abbauen

Bei der Gestaltung eines gute Warm-up als Raumöffner achte ich persönlich immer auf folgende Punkte:

_ Jeder kann selbst bestimmen, was er von sich preisgeben will.
_ Es werden möglichst viele Sinne angesprochen, der haptische ist bei mir immer dabei.
_ Thematisch wird von mir entweder die Location, der Anlass und/oder die Jahreszeit aufgegriffen oder als Hinführung auf das Thema bzw. Zweck verwendet. So kann bereits ein kleines Learning oder auch schon die erste Reflexion beinhaltet sein.

Ein Warm-up sollte also auch immer ein Nutzen für den Teilnehmenden beinhalten, ansonsten lieber weglassen.


Umsetzung bei Remote Meetings

Insbesondere bei Online Meetings fällt mir hingegen auf, dass hier meistens nur auf das Impromptu Networking aus den Liberating Structures zurückgegriffen wird. Hierbei wird jeder einer zufälligen Gruppen zugeordnet, um gemeinsam vorgegeben Fragen in einer gegebenen Zeit zu beantworten. Als andere Alternative erfolgt nur eine Aufforderung ein Zettel mit Name und weiteren Angaben auf dem digitalem Whiteboard zu hinterlegen.

Ich persönlich fühle mich in solchen Settings Online nicht abgeholt, da u.a. für mich persönlich zu wenig Sinne angesprochen werden. Die Mehrzahl der Menschheit nimmt wie ich die Informationen vorwiegend visuell auf. Folglich ist es nicht zielführend beispielsweise nur den auditiven Kanal zu bedienen. Am besten kann ich Informationen beispielsweise verarbeiten, wenn ich zusätzlich zu einer Visualisierung auch auf eine haptische Komponente in Kombination mit einem Dialog zurückgreifen kann.

Daher möchte ich nun meine bisher erfolgreich eingesetzte Spiele als Warm-up mit Schwerpunkt auf das Kennenlernen nachfolgend vorstellen. Die meisten sind auch Online umsetzbar. Alle interaktive Spiele haben eins gemeinsam: Es werden mindestens immer zwei Sinne oder mehr angesprochen.


Warm-up auf Basis von Geschicklichkeitsspielen

Warm-up SpielEigenschaftenRemote
Tower of PreferenceGeschicklichkeitsspiel auf Basis der Jenga Regel mit zusätzlicher Beantwortung von entweder/oder Fragen.
Nein
Kennenlern-MikadoGeschicklichkeitsspiel auf Basis von Mikado mit zusätzlicher Beantwortung von Fragen je nach Farbe.
Nein

Bei Tower of Preference handelt es sich um ein Geschicklichkeitsspiel, dass sich sehr gut als Icebreaker und zum Kennenlernen eignet.

Das Spiel basiert auf den Jenga-Turm mit dem Ziel einzelne Bausteine aus dem Holzblockturm herauszuziehen, ohne das der Turm einstürzt. Zusätzlich muss in dieser Variante die Fragen als “Entweder-oder” auf den Holzblöcken beantwortet werden.

Das Spiel ist nicht mehr käuflich zu erwerben.

Mikado

Da das Spiel Tower of Preference zum gegenseitigen Kennenlernen auf Basis eines Jenga Turm bisher immer gut angekommen ist, kam mir die Idee dies auch auf das Mikado Spiel zu adaptieren Beim diesem Kennenlernen Spiel wird nach den selben bekannten Regeln des Mikado Spiels gespielt, auch das Ziel bleibt das selbe. Zusätzlich werden aber die Farben auf den Stäben miteinbezogen. Nach dem erfolgreichen Nehmen eines Stabes muss derjenigen gemäß den Farben etwas aus der Kategorie von sich erzählen.


Warm-up mit Storytelling

Warm-up SpielEigenschaftenRemote
Story Cubes oder Karten mit Text und/oder Motiven
Mit Hilfe von verschiedenen Arten von Visualisierungen kann eine kreative Vorstellungsrunde erfolgenJa
Personal MapsVisuelle Vorstellung auf Basis eines Mindmaps mit Storytelling CharakterJa

Die unterschiedlichen Motive von den Rory Story Cubes (auch Remote mittels Apps möglich) oder den Improv Cards können sehr gut zum Storytelling über die eigene Person verwendet werden.

Auch lustige Postkarten mit Text oder nur Motiven erfüllen den selben Zweck. Beispielsweise hatte am 4. Agile Stammtisch jeder die Aufgabe eine Postkarte auszuwählen, die am besten zu der jeweiligen Person passend ist. Viele Geschichten und Anmerkungen warum derjenige genau diese Postkarte gewählt hatte, sorgten für Überraschungsmomente und Lacher.

Mein magischer Raumöffner bleiben in diesem Bereich die Dixit-Karten, da hier die Phantasie unendlich ist.

Die Personal Map ist ein guter  Einstieg, um ein besseres Verständnis für sein Gegenüber zu erhalten und die Kommunikation sowie die Kreativität zu steigern. Jeder kann seine eigene Geschichte auf dem Papier erzählen. Spannend wird es hierbei jedoch, wenn ein anderer die Geschichte vorstellt. So wurden auch wieder einige Gemeinsamkeiten ersichtlich. Die Personal Map kommt bei mir regelmäßig zum Einsatz, und nicht nur am 11. Agile Stammtisch Lindau, wie das Bild zeigt.

Eine weitere Möglichkeiten zur Vorstellung kann auf Basis von Charaktereigenschaften erfolgen. Für jeden Anfangsbuchstaben seines Vornamens soll positive oder negative (Charakter-) Eigenschaften notiert werden. Auch so können Gemeinsamkeiten entdeckt werden.

Dies ist eine schnelle Alternative zur Personal Map.


Vorstellung mit Gegenstand

Warm-up SpielEigenschaftenRemote
Spielelemente oder
persönlichen Gegenstände
Kreatives Vorstellen durch Gegenstände wie Ü-Ei, Lego, Mini-Figures etc. oder persönlichen Gegenstände wie der SchlüsselbundNein

Der Gedanke aus der Überraschungsei Übung bei einer Retrospektive ist auf eine Vorstellungsrunde in kleiner Runde übertragbar. Ich habe dies auch schon bei einem Workshop eingebaut, bei dem sich jeder zuerst auf die Schokolade gefreut hatte und dann aber die Spannung spürbar war, welches Motiv jeder hat.

Angeregt durch Design Thinking verwende ich eine mittlerweile eine Auswahl meiner Lego Männchen zur Vorstellung. Aufgabe ist für die Teilnehmern etwas aus dem beruflichen und/oder privaten Bereich mit Hilfe den vorliegenden Materialen zu gestalten und sich damit in der Runde vorstellen. Am 15. Agile Stammtisch Lindau kam das zum ersten Mal zum Einsatz, mittlerweile ein fester Bestandteil meines Methodenkoffers.

Bei dieser Vorstellung erzählt nacheinander jeder anhand seinem Schlüsselbund etwas über sich. Ihr glaubt gar nicht, wie viele Anker punkte sich daran befinden. Diese Art ist besonders für einen spontanen Einsatz geeignet.

Tipp für Remote: An dieser Stelle kann beispielsweise Gegenstände vom Schreibtisch einbezogen werden. Spannend kann auch sein, den außergewöhnlichsten Gegenstand zu zeigen.


Kennenlernen aufgrund Gemeinsamkeiten

Warm-up SpielEigenschaftRemote
BlumenspielKennenlernen auf Basis von Gemeinsamkeiten in der Blumen MetapherJa
3 Fakten für alleKennenlernen auf Basis von GemeinsamkeitenJa
Warm-up

Ziel ist es in 3er Gruppen Fakten zu finden die auf alle zutreffen. Diese werden in der Mitte des Dreiecks notiert. Gemeinsamkeiten zwischen nur zwei Personen werden an jeweiligen Seiten des Dreiecks notiert. Zusätzlichen können noch besondere Highlights oder interessante Infos vermerkt werden.


Vorstellung mit Aufstellung

Warm-up SpielEigenschaftRemote
Aufstellung mit HumorKennenlernen durch Aufstellung anhand SockenNein
Selbstorganisierte AufstellungKennenlernen durch selbstorganisiertes AufstellenJa

Auf der Suche nach einer Möglichkeit, bei dem man schnell aber auch unterhaltsam sich untereinander kennenlernen und Gemeinsamkeiten finden kann bin ich auf das Sockenspiel gestoßen. Durch das Sockenthema erfolgt automatisch eine lockere Stimmung, so auch am 9. Agile Stammtisch Lindau.

Bei dem Boss-Worker Line Up bekommt ein Freiwilliger, wie am 17. Agilen Stammtisch Lindau als Boss die Aufgabe die Teilnehmer mit folgenden Anweisungen zu sortieren:

  • nach Anfahrtsweg
  • nach Alphabet des Vornamens
  • Geburtsjahr
  • nach Berufserfahrung

Dies ist auf ein digitalem Whiteboard übertragbar.


Warm-up unter Einbeziehung von Ereignissen

Hier ist der Phantasie keine Grenze gesetzt. Daher nachfolgend einige Beispiele, wie ich aktuelle Ereignisse gerne einbeziehe:

Am agilen Stammtisch im Januar 2020 war eine Aufgabe während der Vorstellungsrunde eine Kurzmeldung über die Erfolge in Zukunft zu verfassen und sich dadurch einen Fokus zu setzen. Es basiert auf der Idee seine Ziele in Form eines Zeitungsartikel zu schreiben. Um es aufgrund der begrenzten Zeit zu Verkürzen habe ich es mit der Idee #97 – TweetMeinenSprint aus dem Retromat kombiniert.

Christbaumkugeln sind perfekt für einen weihnachtlichen Check in bei Retrospektiven im Dezember oder bei einer Weihnachtsfeier geeignet (und kann auch dann zusätzlich als Deko genutzt werden).

Auf einer Kugel können beispielsweise analog zu #3Hastags mit den entsprechenden Begriffen beschrieben oder alternativ mit Symbolen bemalt werden.

So können sich beispielsweise bei einer Weihnachtsfeier sich Gruppen auf Basis von Gemeinsamkeiten zusammenfinden.

Die Kugeln können aber auch für “To-Go” mit Wünschen in der Zukunft verwendet werden.

  1. Liebe Claudia,

    die Opener sind wirklich Gold wert. Ich habe bereits unterschiedliche in internen Team Workshops in einem Kontext, in dem sich alle relativ gut kennen genutzt und sie kamen jedes Mal sehr gut an, da sie ungewöhnlich und überraschend sind und über „normale“ Kennenlernrunden, etwas wirklich Neues bieten. Auch für Gruppen, die sich vermeintlich gut kennen. Bisher habe ich die Story Cubes in einer digitalen Version, das Ü-Ei vor Ort, 3 Fakten für alle ebenfalls digital genutzt. In zwei Wochen habe ich wieder einen Team Workshop und überlege, entweder das Ü-Ei nochmals zu machen, da es so wahnsinnig gut ankam oder ggf. etwas anderes auszuprobieren.

    Tausend Dank in jedem Fall für diese wirklich kreativen und ausgefallenen Ideen, mit denen man gleich mit einem Lächeln auf dem Gesicht der Teilnehmer in den Workshop starten kann.

    Viele Grüße,
    Daniela

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