Spielerische Retrospektive

Retrospektive (aus dem lateinischen retro – zurück, hinter, schauen, überlegen, beobachten) bedeutet im Allgemeinen, einen Blick zurück auf Ereignisse zu werfen, die bereits stattgefunden haben. Dafür gibt es verschiedene Formate – warum also nicht auch eine spielerische Retrospektive?


In regelmäßigen Abständen reflektiert das Team, wie es effektiver werden kann und passt sein Verhalten entsprechend an.

12. Agiles Prinzip (http://agilemanifesto.org/iso/de/principles.html)

Eine Retrospektive ist im Scrum Umfeld eine moderiertes Treffen am Ende eines definierten Zeitraums (Iteration), bei dem sich das Team trifft, um explizit über die wichtigsten Ereignisse in diesem Zeitraum nachzudenken und Entscheidungen zu treffen – mit Fokus auf Verbesserungen für die weitere Zusammenarbeit. Damit wird eine kontinuierliche Verbesserung angestrebt und ist ein gutes Beispiel für Inspect & Adapt. Die Moderation liegt in der Verantwortung des Scrum Masters und hat das Ziel, dass jeder Teilnehmer die Möglichkeit hat sich zu äußern.

Was macht eine gute Retrospektive aus?

  • Eine Retrospektive soll Fakten oder Gefühle aufzeigen, die messbare Auswirkungen auf die Leistung des Teams haben. Auf Basis dieser Beobachtungen und Analyse sollen gemeinsam Verbesserungsideen abgeleitet werden. Es ist nicht hilfreich, wenn ein verbaler Kampf oder Jammern von einzelnen Teammitglieder im Vordergrund stehen.
  • Eine Retrospektive sollte immer gut vorbereitet sein. Zusätzlich benötigt jede Retrospektive eine Umfeld, in dem jeder Teilnehmer sich wohlfühlt und sich gefahrlos äußern kann. Der Moderator ist dafür verantwortlich, die Bedingungen für gegenseitiges Vertrauen zu schaffen.
  • Aus einer Retrospektive sollte immer mind. eine relevante Maßnahme resultieren. Bei der Anzahl der Maßnahmen ist ein guter Mittelweg zu finden. Für mich haben sich max. 3 überschaubare Maßnahmen als machbar erwiesen.
  • Wenn immer wieder identische Probleme auftauchen, die keine messbare Verbesserung im Laufe der Zeit gezeigt haben, kann drauf hindeuten, dass die Retrospektive zu einem leeren Ritual geworden ist.

Für die Durchführung einer Retrospektive kann auf unterschiedliche Formate zurückgegriffen werden, die abhängig von der verfügbaren Zeit und Ziel der Retrospektive sind. In der Regel dauert eine Team Retrospektive zwischen einer und drei Stunden.

Format 1: Retrospektiven auf Basis von bildhaften Metaphern

Die einfachste Form einer Retrospektive kann mit Hilfe einer Metapher auf Basis von drei Stufen erfolgen. Durch das Betrachten der Problemstellung aus einer anderen abstrakten Perspektive (Metaebene) kann sehr schnell eine Reflexion angestoßen werden. Dieses Format dauert in der Regel max. 1 Stunde.

Format 2: Retrospektiven anhand 5-Stufen

Der nachfolgende methodische Ansatz ist häufig in der Praxis anzutreffen und kann bis zu drei Stunden dauern. Für meine Abschlussarbeit für meinen NLP Master habe ich diesen Ablauf in Zusammenhang mit NLP bereits schon mal genauer betrachtet.

Für das Design der Retrospektive anhand dieser 5 Stufen kann auf die Retromat Sammlung zurückgegriffen werden. Es ist aber auch denkbar die gesamte Retrospektive unter ein Thema zu stellen und dies mit Storytelling zu verbinden. Hierbei ist der Kreativität keine Grenze gesetzt.

1. Set the Stage (Gesprächsklima schaffen)

In der ersten Stufe werden die Teilnehmer abgeholt und auf die Rahmenbedingungen der Retrospektive eingestimmt. Es sollte eine Atmosphäre geschaffen werden, in der sich die Teilnehmer wohl fühlen und bereit sind, kritisch und offen über die letzte Iteration zu diskutieren.

  • Die Vegas-Regel besagt: „Alles, was wir in dieser Retrospektive besprechen, bleibt unter uns.“ Ziel ist es, dem Team auch bei sensiblen Themen einen sicheren Raum zur Diskussion zu bieten.
  • Die oberste Direktive (Goldene Regel) besagt: „Wir gehen davon aus, dass alle Beteiligten zu jedem Zeitpunkt nach bestem Wissen, Gewissen und Kenntnisstand gehandelt haben.“ Sie sorgt für eine lösungsorientierte Diskussion, ohne Schuldzuweisung.

2. Gather Data (Themen sammeln)

Als nächstes werden alle Themen (inklusive der Erfolge) für den definierten Zeitraum gesammelt. Mithilfe eines methodischen Ansatzes sollen die Aktivitäten sowie der Verlauf der letzten Iteration in Erinnerung gerufen werden und nicht nur aus einer Perspektive betrachtet werden.

Wenn nicht ausreichend genug Informationen gesammelt werden konnten, kann der Scrum Master auch gezielt fragen, wie die Stimmung im Team oder der Verlauf des letzten Iteration empfunden wurde. Alternativ kann hier auch mit visuellen Metaphern gearbeitet werden, um fokussiert Themen zu sammeln. Ziel ist es kritisch die definierte Zeitspanne aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Anschließend werden die Themen zuerst gruppiert und priorisiert.

3. Generate Insides (Erkenntnisse gewinnen)

Für die priorisierten Themen werden anschließend gemeinsam die Ursachen betrachtet, um sinnvolle Maßnahmen abzuleiten mit dem Ziel die Zusammenarbeit zu verbessern. Insbesondere sollte hier auch die positiven Gesichtspunkte angesprochen werden, um lösungsorientiert zu arbeiten anstatt nur zu kritisieren. Beispielsweise kann es hilfreich sein, die Gründe für die Probleme aber auch Erfolge zu erfragen, so dass die Frage „Wohin soll es gehen?“ im Mittelpunkt steht.

4. Define Actions (Entscheidungen treffen)

Nachdem die einzelnen Themen vertieft bearbeitet wurden, gilt es für die drei am höchsten priorisierten Lösungsvorschläge mit Zielen zu definieren. Insbesondere hier sollte jede Maßnahme nur kleine Schritte (Baby-Steps) für eine erfolgreiche Umsetzung beinhalten. Des Weiteren ist es sinnvoll bei größeren Veränderungen durch eine Maßnahme dies als Experiment (mit Hypothese) zu deklarieren, dass auch jederzeit abgebrochen werden kann und in der nächsten Retrospektive ausgewertet wird.

5. Close Retrospective (Abschluss)

Abschließend werden die Teammitglieder wieder mit einer möglichst positiven Stimmung entlassen in ihren Alltag, um die nächste Iteration gestärkt zu beginnen. Zusätzlich wird in der Regel auch Feedback zur durchgeführten Retrospektive eingeholt, um sich auch hier verbessern zu können und eine Nachhaltigkeit zu erhalten.

Format 3: Game-based Retrospektive

Was wäre, wenn sich eine Retrospektive gar nicht wie eine Retrospektive anfühlt? Durch die spielerische Haltung entsteht immer automatisch ein geschützter Raum, in dem weit weg von der eigentlichen (möglicherweise konfliktbehaften) Problemstellung eine andere Art entsteht sich damit zu beschäftigen und Lösungen zu erkunden. Das kann beispielsweise durch ein Rollenspiel oder auch mit Hilfe von Lego Serious Play erfolgen. Hier kann zusätzlich auch der Teambuilding Aspekt mit einfließen.

Gestalte deine Retrospektiven spielerisch und mitreißend

Gerade in diesem Bereich gibt es noch nicht soviel Umsetzungen. Wenn du allerdings daran interessiert bist, lade ich dich gerne zu meinem 2-tägigen Workshop ein, um gemeinsam spielerisch(e) Retrospektiven zu entwickeln.

Jahresrückblick 2022

Gamification (dt. Gamifizierung) ist die Verwendung von Spielelementen und Game-Design-Techniken in spielefremden Kontexten. Für die Durchführung einer Retrospektive stehen eine Vielzahl von Methoden zur Verfügung, die in Kombination mit Gamification, die die Teammitglieder auch bei schwierigen Themen aktivieren können.

In diesem Workshop lernst du, wie du die verschiedenen Möglichkeiten und Vorteile von Gamification auf Retrospektiven übertragen kannst. Am Ende nimmst du viele neue Ideen für deine nächsten Retrospektiven mit und kannst die gemeinsam entwickelten Entwürfe in deinem beruflichen Alltag anwenden und kontinuierlich weiterentwickeln.

  • Schritt 1; Lerne wie ein Game Designer zu denken und entwickle die ersten Ideen
  • Schritt 2: Wir arbeiten die Lösungen im Detail gemeinsam aus und machen ganz viel Playtesting 😉

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