Jeder ist geprägt durch typische Persönlichkeitsmerkmale und dem eigenen Erfahrungsschatz. So treffen viele unterschiedliche Kommunikationsarten und Denkweisen im Team aufeinander. Daher stelle ich heute Möglichkeiten vor, wie das sogenannte mentale Modell (aus dem UX Bereich) des einzelnen mit einem spielerischen Ansatz für alle sichtbar gemacht werden kann.
Das mentale Modell ist ein Begriff aus der Psychologie. Es beschreibt die Art und Weise, wie Informationen/Abläufe/Funktionsweisen im menschlichen Gehirn repräsentiert sind.
Ein mentales Modell enthält das, was wir über ein System und insbesondere über seine Funktionsweise zu wissen glauben. Egal, ob es schon um ein digitales System wie eine Webseite oder um ein physisches System wie ein Kasse in einem Ladengeschäft handelt: Wir entwickeln ein Modell davon, wie ein System funktioniert. Dieses Modell wenden wir dann auch auf neue Situationen mit einem ähnlichen System an. Mit anderen Worten: Wir nutzen das Wissen aus früheren Erfahrungen, wenn wir mit etwas Neuem konfrontiert werden.
https://www.usability.de/usability-user-experience/glossar/mentales-modell.html und Law of UX von Jon Yablonski
Möglichkeit 1: Mit der „How to make a toast“ Übung
Eine Scheibe Brot zu toasten scheint nicht besonders schwer zu sein – bis man gebeten wird, den Vorgang Schritt für Schritt aufzuzeichnen. Tom Wujec fragt die Menschen gerne, wie sie Toast machen, da dies unverhoffte Hinweise darauf gibt, wie man die kompliziertesten Probleme lösen kann. In dem nachfolgenden TED Vortrag zeigt er, wie das Experiment aussehen kann.
Zu Beginn zeichnet jeder für sich ein Bild bzw. die einzelne Schritte davon, wie er seinen Toast/Brot macht. Dabei sollen alle wichtigen Aktionen für jemanden veranschaulicht werden, der zuvor noch nie Toast gemacht hat ohne dabei Wörter zu verwenden. Dies entspricht dem eigenen mentalen Modell. Anschließend soll zusammen ein gemeinsames Bild erschaffen werden, wie ein Toast gemacht wird, indem sich Modelle ohne Duplikate und einer erkennbaren Reihenfolge integriert werden. Dabei darf nicht geredet werden. Diese Übung war ein Teil meiner 2. Agile Game Night Bodensee und kam sehr gut an.
Möglichkeit 2: Mit dem Concept Spiel
In dem kooperativen Teamspiel erfolgt die Kommunikation über zahlreiche Piktogramme (universelle Symbole), die flexibel und kreativ miteinander kombiniert werden können. Es wird nach dem Ziehen einer Karte ein Begriff aus den Schwierigkeitsstufe einfach, schwierig oder Herausforderung ausgewählt und stumm mit Hilfe der Piktogramme den Mitspielern erklärt bis sie den Begriff erraten.
Durch das Spiel kann ein Team sich insofern besser verstehen und kennenlernen, da die Muster wie derjenige denkt (und somit das mentale Model) offensichtlicher werden. Umso vertrauter das Team ist, desto weniger werden Außenstehende die Begriffe mit raten können. Für mich persönlich stellt das Spiel auch eine schöne Alternative zu Montagsmaler dar.
Das Spiel war 2014 zum Spiel des Jahres nominiert und eignet sich für 4-16 Spieler und kann hier auch Online gespielt werden. Ich habe zusätzlich eine eigene Umsetzung in Mural. Komme gerne auf mich zu, wenn du das Spiel ausprobieren willst.
Möglichkeit 3: Mit dem Pictures Spiel
Kann man ein Foto mit Schnürsenkeln, Bauklötzen oder 9 Farbwürfeln so darstellen, dass die anderen es erkennen können? Ja, man kann. Das Bild mit dem Schmetterling an einer Blume kann mit den unterschiedlichen Materialien anders dargestellt werden.
Quelle: http://www.pictures-spiel.de/was-ist-pictures
Jeder hat die Aufgabe das Motiv auf seinem geheimen Fotos zu bestimmen und das Motiv des Fotos mit dem jeweiligen Material-Set so deutlich wie möglich darzustellen. Anschließend gilt es jeweils die geheimen Fotos aller anderen herauszufinden. Reihum wechselt das Material, so dass das abstrakte Denken und die Kreativität nicht zu kurz kommt.
Das Spiel hat den Kritikerpreis 2020 zu recht erhalten. Ein Nachteil ist, dass es offiziell nur für 5 Spieler gedacht ist. Es gibt bereits ein Erweiterungs-Set mit zwei zusätzlichen Materialen und neuen Fotos. Ich selber war aber auch kreativ und habe noch eigene Materialsets erstellt. Im Teamsetting braucht das Spiel auch länger als die angegebenen 30 Minuten.
Mittlerweile habe ich mir auch die XXL Karten angeschafft. Beim agilen Stammtisch im April habe ich das Pictures Spiel inkl. XXL Karten mit den dazugehörigen Erweiterungen auf den Tisch gebracht. Wir hatten richtig viel Spielspaß und einige interessante und neue Erkenntnisse gewinnen können.
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